Der erste Schritt, um Ängste loszuwerden

Als meine Tochter vier Jahre alt war, wollte sie nicht bei einem Fest in ihrem Kindergarten auftreten. Sie sagte, es wären dort so viele Menschen, die ihr zuschauten. Sie hatte Angst. Ich sagte ich zu ihr:

Es ist völlig normal und in Ordnung, dass du Angst hast. Die Angst ist gut, sie beschützt uns. Doch heute kannst du der Angst sagen: „Ich sehe, dass du da bist. Aber heute musst du mich nicht beschützen. Denn ich schaffe das ganz wunderbar!“

Es funktionierte. Sie fasste sich ein Herz, machte mit den anderen Kindern beim Kindergartenfest mit, und war danach sehr stolz auf sich, dass sie ihre Angst überwunden hatte und vor den vielen Menschen aufgetreten ist.

Als ich diesen Satz zu ihr sagte, wusste ich intuitiv, dass die Angst dazu da ist, um uns zu beschützen, uns zu helfen. Erst später, als ich mich im Rahmen meiner Ausbildung und auch davor intensiv mit dem Thema Angst beschäftigte, erkannte ich, wie viel Wahrheit darin steckt.

Inhaltsverzeichnis

    Wenn das Herz rast und die Hände zittern…

    Das Thema Angst ist jedoch längst nicht positiv behaftet. Nach wie vor hält sich in unserer Gesellschaft ein negatives Bild zur Angst. Und das ist gar nicht verwunderlich. Denn jeder, der schon mal einen Zustand der Angst oder eine Panikattacke erlebt hat, weiß, wie schlimm das ist. Das Herz rast, die Beine werden weich, die Hände zittern, der Mund ist ganz trocken. Man weiß nicht, was mit einem gerade passiert. Man fühlt sich ausgeliefert, glaubt, die Kontrolle zu verlieren, durchzudrehen.

    Nach der Panikattacke hat man plötzlich Angst, sie könnte wiederkommen. Man versucht, Situationen, in denen die Panik auftreten könnte, zu vermeiden. Die Angst vor der Angst – ein Drama beginnt. Die Angst wird zum Feind. Betroffene führen oft einen Krieg mit sich selbst. Tagtäglich.

    Kein Wunder also, dass Angst als etwas Schlimmes gesehen wird. Schließlich raubt sie dem Alltag die Lebensfreude, dem Leben die Leichtigkeit. Angst kann das Leben ziemlich stark beeinträchtigen.

    Doch was ist, wenn die Angst gar nicht so „böse“ ist? Wenn sie sogar ein hilfreiches Symptom ist?

    Die Angst – ein Treibstoff für Erfolg?

    Menschen, die ängstlich sind, wünschen sich oft anders zu sein. So zu sein wie der behäbige Bauleiter, der auf der Baustelle alles unter Kontrolle hat. Oder der Mann am Amt, der mit stoischer Ruhe Akten durchblättert. Ängstliche Menschen denken, es wäre doch so schön, den Tag sorgenfrei zu beginnen.

    Dabei kann Angst auch ihre positiven Seiten haben. Sie gibt uns die Energie, die für Spitzenleistungen erforderlich ist. Der Angstforscher Borwin Bandelow hat dieses Phänomen erforscht. Er schreibt: „Ängstlichkeit und Sensibilität haben auch ihr Gutes. Leute, die völlig unneurotisch sind, sind oft komplett langweilig. Die Neurotiker dagegen – auch wenn sie nicht gerade glücklicher sind – erzählen die spannenderen Geschichten, sie sehen interessanter aus, haben mehr Phantasie, führen ein aufregenderes Leben und faszinieren andere Menschen durch ihren Esprit.“

    Unter vielen Prominenten gibt es Menschen, die Angst haben. Sigmund Freud soll Panikattacken und andere Ängste gehabt haben, ebenso wie Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie, oder auch Schriftsteller wie Johann Wolfgang von Goethe oder Franz Kafka hatten ein Problem mit der Angst.

    Panikattacken als Liebesdienst der Psyche

    Der Angstexperte Klaus Bernhardt geht davon aus, dass in den meisten Fällen Ängste und Panikattacken entstehen, wenn wir über eine längere Zeit nicht auf unser Bauchgefühl gehört bzw. es missachtet haben.

    Was ist das Bauchgefühl?

    Das Bauchgefühl hängt sehr stark mit unserem Unterbewusstsein zusammen. Laut neuesten Erkenntnissen verarbeitet unser Unterbewusstsein mindestens 80.000 Informationen pro Sekunde. Das ist 10.000 Mal schneller als unser Bewusstsein. Während also das Bewusstsein noch hin- und herüberlegt, welche Entscheidung wir treffen sollen, hat das Unterbewusstsein sie schon längst für uns getroffen.

    Binnen Zehntelsekunden macht das Unterbewusstsein eine „Speed-Analyse“ und gleicht alle Informationen mit den Erfahrungen, die wir zuvor gemacht haben, ab. Es kommuniziert mit uns über das Bauchgefühl. Es sagt uns “Ja, mach!“ oder „Lass es lieber sein!“

    Wenn wir jetzt permanent diese innere Stimme über einen längeren Zeitraum überhören, kann es sein, dass das Unterbewusstsein uns Warnsignale schickt. Es kann auch zu härteren Mitteln greifen, um uns vor Schlimmerem zu bewahren. Das können dann psychosomatische Erkrankungen oder eine Panikattacke sein.

    Womöglich sind Panikattacken also ein Liebesdienst unserer Psyche, um uns zu zeigen: „Schau´ mal etwas genauer hin, vielleicht solltest du in deinem Leben etwas verändern?“ Sie tauchen auf, um uns vor etwas Schlimmerem zu bewahren. Das kann dann auch mit etwas heftigeren körperlichen Reaktionen einhergehen, die im Zuge einer Panikattacke eintreten.

    Ein erster Schritt, um Ängste und Panikattacken loszulassen – auf die Körpersignale achten:

    • Was spüre ich im Körper, wenn ich mich in einer bestimmten Situation befinde?
    • Was spüre ich, wenn ich mich mit einer bestimmten Person unterhalte?
    • Wo spüre ich es im Körper?
    • Wann treten diese Körpersignale am häufigsten auf?

    Achte – wenn du möchtest – bei der nächsten Gelegenheit darauf, was dein Körper dir sagt. Einige Übungen können die Körperwahrnehmung noch weiter verstärken.
    Gerne unterstütze ich dich dabei!

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